Börsengang

Autodoc legt Preisspanne fest

Es ist ein Börsengang im Zweitversuch: Der Ersatzteilhändler Autodoc hat jetzt die Preisspanne seiner Aktien bekanntgegeben. Insgesamt sollen Anteile für bis zu 464 Mill. Euro sollen auf den Markt gebracht werden.

Autodoc legt Preisspanne fest

Als Autodoc 2021 das erste Mal einen Börsengang plante, der dann nicht stattfand, war von einer Bewertung von bis zu 5 Mrd. Euro die Rede. Beim zweiten Mal setzt sich der Autoersatzteilhändler ein bescheideneres Ziel: Das Unternehmen aus Berlin strebt beim IPO eine Bewertung von bis zu 2,4 Mrd. Euro an, wie am Dienstag bekannt gegeben wurde. Damit hätte sich der Wert binnen anderthalb Jahren nur geringfügig weiterentwickelt: Der Finanzinvestor Apollo, der knapp 20% hält, hatte Anfang 2024 eine nicht näher bezifferte Minderheitsbeteiligung erworben. Damals lag die Eigenkapitalbewertung bei 2,3 Mrd. Euro.

Autodoc nennt jetzt eine Preisspanne von 58 bis 61 Euro je Aktie. Der Unterschied beträgt damit gerade einmal 5%, was einem Festpreis gleicht – das ist bei der derzeitigen Marktvolatilität ungewöhnlich. Üblich wären eher 20% Abstand zwischen oberem und unterem Ende der Spanne. Möglicherweise liegt das daran, dass Apollo auf keinen Fall tiefer gehen will, weil der Preis dann unter dem eigenen Einstiegsniveau läge. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass am Dienstag gegen 16.30 Uhr noch keine „Covered“-Meldung vorlag, dass das Orderbuch gedeckt ist.

Insgesamt sollen einschließlich der Mehrzuteilungsoption Aktien für bis zu 464 Mill. Euro auf den Markt gebracht werden, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Daraus ergebe sich ein Streubesitz von bis zu 19%. Die Papiere sollen am 25. Juni erstmals im Prime Standard an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Beim IPO trennen sich die Gründer sowie Apollo von Anteilen.

Autodoc wurde 2008 von den Spätaussiedlern Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel gegründet, die als Jugendliche aus Russland nach Berlin gekommen waren. 2021 wechselten sie in den Aufsichtsrat. Das Kontrollgremium führt der Investmentbanker Alexei Kletenkov. Auf dem Ticket von Apollo sind Jeremy Honteh und Manfred Puffer im Kontrollgremium. Vorstandschef ist Dmitry Zadorozhny. Organisiert wird der Börsengang von Citi, Barclays, der Deutschen Bank und Jefferies.

Das Unternehmen mit rund 5000 Beschäftigten bietet über das Internet mehr als 6,7 Millionen Teile für Hunderte Automarken an. Autodoc profitiert vom steigenden Durchschnittsalter der Autos in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern, was die Nachfrage nach Ersatzteilen treibt.

Peer Group fehlt

Im Falle von Autodoc ist die Bewertungsdiskussion anspruchsvoll, weil die Investoren nicht einfach einen Abschlag von 20% bis 30% auf die Bewertung der gelisteten Konkurrenten fordern können. Denn in Europa steht Autodoc mit dem Geschäftsmodell relativ allein da. Einige der für Vergleiche geeigneten Unternehmen sind Online-Einzelhändler wie Redcare Pharmacy und Autoteilelieferanten, darunter die in den USA notierten Unternehmen AutoZone und O’Reilly Automotive.

Gegenwärtig wagen auch größere Unternehmen den Sprung an die Börse, nachdem die starken Schwankungen an den Finanzmärkten im Frühjahr einige Emissionspläne durchkreuzt hatten. Unter anderem strebt die Münchner Medizinsoftwarefirma Brainlab noch vor der Sommerpause an die Börse. Hier fehlt noch die Preisspanne, aber es soll in jedem Fall eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von 200 Mill. Euro geben.

Zudem treibt Hacksaw, ein Entwickler und Vertreiber von Online-Wettspielen, sein IPO in Stockholm voran. Hacksaw hat sich beim Börsengang mit einem Emissionsvolumen von 3,35 Mrd. skr (352 Mill. Euro) für eine feste Bewertung entschieden und bietet die Aktien seit Öffnung der Bücher am Dienstag zu je 77 skr an. Die Bedingungen für das Angebot von 43,48 Millionen bestehenden Aktien wurden am Montag festgelegt, so dass vor dem offiziellen Beginn des Bookbuilding noch Zeit blieb, um Interesse zu wecken.

Die Preisgestaltung bewertet das Gaming-Unternehmen mit 22 Mrd. skr und ergibt einen Streubesitz von etwa 16%. Die Aktien stammen von den Gründern, dem Management und dem Vorstand sowie von anderen Mitarbeitern. Hacksaw zeichnet sich durch den schnell wachsenden Umsatz aus.

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cru/Reuters Frankfurt