Handelskonflikt

Chinas Wirtschaftszar He Lifeng profiliert sich auf internationaler Bühne

Vizepremierminister He Lifeng ist eine Schlüsselfigur unter Chinas Wirtschaftslenkern. Als Verhandlungsführer im Streit mit den USA rückt er nun auch international ins Scheinwerferlicht.

Chinas Wirtschaftszar He Lifeng profiliert sich auf internationaler Bühne

Mit dem Strafzollkompromiss zwischen China und den USA ist Vizepremierminister He Lifeng (70) als Pekings Verhandlungsführer auf internationaler Bühne ins Rampenlicht getreten. Das Resultat heikler Handelsgespräche mit der US-Seite kann sich sehen lassen. Mit dem unerwartet kräftigen Zurückschrauben der US-Strafzölle für die nächsten drei Monate wurde ein Deal erwirkt, der Chinas Konjunkturperspektiven deutlich aufhellt. Der Etappenerfolg im noch langatmigen handelspolitischen Ringen mit den USA verschafft einen Puffer, der He in seiner eigentlichen Hauptfunktion als Wirtschaftslenker gut dastehen lässt.

Große Nummer in Peking

Sein Auftritt als Verhandlungsführer im US-Konflikt ist gewissermaßen eine Begleiterscheinung seiner Rolle als Chinas „Wirtschaftszar“, bei dem die Fäden für die Implementierung der Wirtschafts- und Strukturpolitik zusammenlaufen. Sie wurde von seinem Vorgänger Liu He geschaffen, der seines Zeichens als Chinas Verhandlungsführer im China-USA-Handelskonflikt Konflikt in Trumps erster Amtszeit auftrat. Unter den insgesamt vier chinesischen Vizepremiers ist He mit seiner Wirtschaftsverantwortung der mit Abstand einflussreichste und wichtigste.

Breites Spektrum

Als Mitglied des Politbüros gehört er zum engeren Führungskreis der Partei und verantwortet die Tagesarbeit des in der Öffentlichkeit wenig sichtbaren, aber eminent wichtigen Lenkungsorgans „Central Commission for Financial and Economic Affairs“. Zu seinen Verantwortungsbereichen gehören dabei die extrem herausfordernde Stabilisierung des chinesischen Immobilienmarktes. Er soll aber auch Flagge bei der Förderung von Chinas internationalen Finanzplatzambitionen zeigen. Keines der wichtigen Finanzmarktforen auf dem Festland oder in Hongkong findet ohne seine Präsenz statt.

Treue zu Xi

He kann man zu den engsten Gefolgsmännern von Staatspräsident Xi Jinping zählen; sie kennen sich seit 40 Jahren. Er gehört zu einem handverlesenen Kreis von Vertrauensleuten, die Xi in frühen Karrierestationen in den Provinzen Fujian und Zhejiang zur Seite standen, und Jahrzehnte später mit wichtigen Posten betraut wurden. Im Gegensatz zu dem weltgewandten, in Harvard ausgebildeten Vorgänger Liu He, ist He Lifeng eher der Typ klassischer chinesischer Parteifunktionär, der auf regionaler Ebene einen Ruf als effektiver Wirtschaftspolitiker schuf.

Überraschender Karriereschub

Im Jahr 2017 wurde He mit dem Chefposten des Wirtschaftsplanungsrats National Development and Reform Commission (NDRC) von Xi für höhere Aufgaben ausgewählt. Dies hätte in der üblichen Beamtenlaufbahn die letzte Karrierestation bedeutet. Im März 2023 aber holte ihn Xi als Vizepremier direkt an seine Seite. Die Berufung wegen des bereits vorgerückten Alters, sondern auch der bis dato geringen internationalen Tuchfühlung von He einigermaßen überraschend gekommen. Sie wurde damals an den Märkten mit eher negativen Reaktionen quittiert. Man schätzte ihn als staatswirtschaftlich tief verankerten Technokraten mit wenig Beschlagenheit in Finanzmarktangelegenheiten ein.

Imagegewinn

Der bei anfänglichen Auftritten als Vizepremier eher hölzern wirkende und mit vorgefertigten Botschaften hantierende He hat binnen zwei Jahren ein positiveres Image als pragmatischer Gesprächspartner für ausländische China-Investoren entwickeln können. Im vergangenen Jahr kam es zu mehr als 60 entsprechenden Treffen. Auch in den vergangenen Monaten war He bei China-Besuchen von US-Firmengrößen, darunter, Apple-Chef Tim Cook, Nvidia-Gründer Jensen Huang, und Pfizer-Chairman Albert Bourla, die wichtigste Anlaufstelle.

No English, no Problem

Anders als sein Vorgänger spricht He kaum Englisch, kommt aber mit seinen Botschaften dennoch überzeugend rüber. Sein Gegenüber bei den Handelsgesprächen, US-Finanzminister Scott Bessent, äußert sich lobend über den konstruktiven Verhandlungsstil und das respektvolle Gesprächsklima. Damit ist für die nächsten Monate viel gewonnen.

Chinas Wirtschaftszar He Lifeng profiliert sich auf internationaler Bühne

nh Schanghai
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